28.02.2005 / LOKALAUSGABE WAZ HALTERN


Der Sport breitet die Palette seiner Vielfalt aus

Stadt ehrt die erfolgreichen Aktiven aus 2004 in der Seestadthalle - Akustik bereitet zeitweise Probleme


Von Dietmar Mauer

Haltern. Heinrich Schriewer, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, hockte am Samstagabend gegen 22.30 Uhr sichtlich geschafft auf seinem Stuhl in der Seestadthalle. Dreieinhalb Stunden Ehrungen und Programm, die er mit dem Sportausschuss-Vorsitzenden Franz Schrief (48) moderierte, waren diesmal nicht spurlos an dem 65-Jährigen vorübergegangen.Der Grund: Tage zuvor war Schriewer wegen einer Erkältung noch bettlägrig, seine Teilnahme ungewiss. Eine Sport-Party ohne Heinrich Schriewer wäre aber nur eine halbe Sache gewesen. "Vor 25 Jahren hatte ein Politiker, den ich gut kenne, die Idee einer Sportlehrung. Und ich bin sehr glücklich, heute so etwas zu sehen", begrüßte der SSV-Vorsitzende die Aktiven und die Gäste. Und auch mit angegriffener Stimme plauderte der 65-Jährige auf der Bühne wie gewohnt mit den Sportlerinnen und Sportlern. Ob ein Erfolg im Schulturnen sich auch auf andere Schulfächer positiv auswirke, wollte er zum Beispiel wissen. Wie die Bedingungen für Hochsprung in Sythen seien oder wie die alten Faustball-Kämpen um Hans Peters eigentlich immer schon spielen könnten.

Gegenüber dem Vorjahr hatten die Mitglieder des Arbeitskreises aus Politik und Sport die Seestadthalle umgestaltet. Die mit Blumen und Halterner Fahnen geschmückte Bühne, größer als im vergangenen Jahr, stand in der Ecke - für alle gut sichtbar. Die Auftritte der kunterbunt gekleideten Jazzdance-Gruppe des Joseph-König-Gymnasiums, der Steptanz-Aerobic-Gruppe des ATV Haltern, der Bauchtanz-Mädchen der Gruppe "Shaima" mit ihren orientalischen Kostümen und der Taekwondoka in ihren traditionellen weißen Anzügen mit farbigen Gürteln waren für alle gut zu sehen.

Probleme gab's allerdings mit der Akustik. Helga Hammer-Gescheidt alias Kathrin Heinrichs konnte einem schon fast Leid tun. Die Kabarettistin aus dem Sauerland kämpfte nicht nur gegen die schlechte Akustik, sondern auch gegen das Gemurmel im Publikum tapfer an. Ihre lockeren Ausführungen über Midlife-Crisis, Anti-Aging oder Darmspiegelungen hatten mehr Aufmerksamkeit verdient. Oder über ihren Mann Bernhard, an dessen Schule eine neue Referendarin sei. "Bei der Fächer-Kombination Latein/Geschichte müsste ich mir um Bernhard keine Sorgen, aber Sport und Bio sind gefährlich." Die Worte der kurzen Begrüßungsrede von Bürgermeister Bodo Klimpel drangen da schon besser ans Ohr. Er freute sich über die strahlenden Gesichter in der Halle, beneidete die lautstarken Fan-Gruppen im Sport ("Davon kann man als Bürgermeister nur träumen") und wünschte sich, dass die Aktiven sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern sie als Ansporn für weitere Großtaten betrachten mögen.

Matthias Lange, wohnhaft in Oer-Erkenschwick, laufend für Sythen, war zum x-ten Mal bei einer Sportlerehrung in Haltern dabei. Wieviel T-Shirts und Anstecknadeln er schon bekommen hat, weiß er gar nicht mehr. Diesmal gab's Silber. Der Langstreckler scheute die Autofahrt trotz des Schneefalls nicht. Seine Begründung: "Sich einmal im Jahr hier zu treffen, zu sehen, was in anderen Sportarten gemacht wird, ist einfach schön. So eine Veranstaltung kenne ich aus Oer-Erkenschwick gar nicht", sagte Lange. Und wie klein die Welt sein kann, bekam der Lehrer auch zu spüren. Er traf überraschend zwei seiner früheren Schüler wieder: Nadine Tigges, Fußball-Torfrau in Flaesheim, und Tobias Wember, Posaunist der Band Memphis PC. Und wie breit das sportliche Angebot, aber auch die sportlichen Erfolge in Haltern gestreut sind, davon konnten sich alle im Saal ein treffliches Bild machen. Exoten wie Bogenschützen und Kartfahrer waren ebenso unter den Geehrten wie die Dauergäste aus dem Leichtathletik-, Turn- oder Schützenbereich. Junge Sportler und erfahrere Athleten gleichermaßen. Und auch der Fußball war mal wieder vertreten. In feinen Nadelstreifen-Anzügen, darunter weiße T-Shirts mit dem schwarzen Drachen des Sponsors auf der Brust, schritten die Fußballerinnen aus Flaesheim auf die Bühne. Sie wurden für ihren Verbandsliga-Aufstieg mit Bronze ausgezeichnet. Nur Trainer Reiner Eisenkopf blieb unten sitzen. "Ich habe keine Einladung bekommen", sagte er auf Nachfrage. Groll schwang in seinen Worten nicht mit, ein bisschen Unverständnis schon. Ein Trainer gehöre doch auch dazu. Der Höhepunkt der Ehrungen war die Auszeichnung mit dem Sportehrenzeichen für besondere Verdienste. Wie in jedem Jahr. Und doch war diesmal etwas anders. Bernd Deppe von der DJK BW Lavesum, die wieder für das leibliche Wohl sorgte, hatte deutlich hörbar ein Heimspiel. Den Vorschlag Heinrichs Schriewers, die Auszeichnung vor der Bühne zu verleihen, beantworteten früherere Mannschaftskollegen Deppes aus Jugendzeiten sowie sein damaliger Trainer Norbert Sikora ganz einfach mit Muskelkraft. Sie hievten Bernd Deppe, ehe er sich versah, samt Rollstuhl kurzerhand auf die Bühne. Dort wurde er ebenso wie Peter Echterhoff (SV Lippramsdorf), der ebenfalls eine lautstarke Fangemeinde hinter sich hatte, und Wilfried Abel (TuS Sythen) für seine Verdienste um den Sport in der Seestadt ausgezeichnet.

Danach übernahmen acht junge Männer in schwarzen Anzügen und mit Instrumenten endgültig das Zepter. Die Band Memphis PC, die zwischendurch bereits einen musikalischen Appetit-Anreger auf der Bühne serviert hatte, musste auf ihren Haupt-Gang zwar wegen Verzögerungen etwas warten, die Gäste hatten die agilen Swing-Musiker aber schnell im Griff. Der größte Applaus des Abends war ihnen sicher. Wegen ihrer Beweglichkeit - Trompeter, Posaunist und Saxophonist wagten einen rasanten Slalom durch die Tischreihen. In erster Linie aber natürlich wegen ihrer Musikalität. Besonders mit ihre eigenwillige Version von "You are my sunshine" ("Du bist mein Sonnenschein"), als sich der Sirtaki-Rhythmus allmählich in Rap verwandelte, hatten sie das Publikum schnell gewonnen. Der Politiker, dem vor 25 Jahren die Idee mit der einer Sportlerehrung in Haltern kam, heißt übrigens Heinrich Schriewer. Und wenn es irgendwie geht, wird er bei der Sport-Party 2006 bestimmt wieder auf der Bühne der Seestadthalle stehen.